Reflexion

DIE WELT FÜNFZIG JAHRE SPÄTER

Vor zwei Tagen, zum 51. Jahrestag des Siegs der Revolution, kamen in mein Gedächtnis die Erinnerungen an den 1. Januar 1959.  Keiner von uns hatte niemals die eigenartige Idee gehabt, dass wir uns nach einem halben Jahrhundert, das sehr schnell vergangen ist, daran erinnern würden, als wäre es gestern gewesen.

Während des Treffens am 28. Dezember 1958 in der Zuckerfabrik Oriente mit dem Oberbefehlshaber der feindlichen Truppe, deren Eliteeinheiten einkesselt und ohne Entkommensmöglichkeiten waren, erkannte dieser seine Niederlage an und berief sich auf unseren Edelmut, um eine ehrenvolle Lösung für den Rest der Truppe zu finden.  Er wusste, dass wir die Gefangenen und Verletzten ohne Ausnahme menschlich behandeln. Er akzeptierte die von mir vorgeschlagene Vereinbarung, obwohl ich ihn darauf hingewiesen hatte, dass wir die begonnenen Operationen fortsetzen würden. Aber er fuhr in die Hauptstadt und von der US-Botschaft angestiftet veranlasste er einen Staatsputsch. 

Wir bereiteten uns für die Schlachten an jenem 1. Januar vor, als wir in der Nacht die Nachricht von der Flucht des Tyrannen bekamen. Der Rebellenarmee wurde befohlen, den Waffenstillstand nicht zu akzeptieren und die Schlachten an allen Fronten weiterzuführen. Über Radio Rebelde wurden die Arbeiter zu einem revolutionären Generalstreik aufgerufen, der von der gesamten Nation unverzüglich unterstützt wurde. Der Staatsputschversuch wurde geschlagen und am Nachmittag des selben Tages marschierte unsere siegreiche Truppe in Santiago de Cuba. 

Che und Camilo bekamen Anweisungen, entlang der Landstraße mit ihren abgehärteten Truppen in Kraftfahrzeugen in Richtung von La Cabaña und dem militärischen Lager Columbia  schnell  vorzurücken.  Die Gegnerarmee, angeschlagen an allen Fronten, hätte so keine Widerstandsmöglichkeit.  Das aufständische Volk besetzte selbst die Unterdrückungszentren und die Polizeistationen.  Am 2. Nachmittag traf ich mich, begleitet von einer kleinen Eskorte,  im Stadion von Bayamo mit mehr als zwei tausend Soldaten der Panzer und der motorisierten Artillerie und Infanterie, gegen die wir bis zum Tag vorher gekämpft hatten. Sie trugen noch ihre Waffen.  Wir hatten den Respekt des Gegners mit unseren verwegenen aber menschlichen Methoden eines irregulären Krieges gewonnen.  Auf diese Art und Weise fielen in nur vier Tagen – nach 25 Monate eines Krieges, den wir mit nur einigen Gewehren begannen – ungefähr hundert Tausend Luft-, Meer- und Landwaffen und die gesamte Staatsmacht in Revolutionshände.     In nur wenigen Worten werde ich erzählen, was an diesen Tagen vor 51 Jahren geschah. 

Es begann damals die Hauptschlacht: Die Unabhängigkeit Kubas vor dem mächtigsten Imperium, das je existiert hat, zu bewahren, und diese Schlacht wurde von unserem Volk würdevoll geliefert. Es freut mich jetzt sehr, diese Personen zu beobachten, die trotz der unglaublichen Hindernisse, Opfer und Risikos fähig waren unser Vaterland zu verteidigen und heute die Freude und Herrlichkeit jedes neuen Jahres zusammen mit ihren Kindern, Eltern und Verwandten genießen.

Aber die heutigen Tage sind ganz verschieden von den gestrigen. Wir leben in einer neuen Epoche, die keiner anderen in der Geschichte ähnelt. Damals kämpften die Völker, und sie kämpfen immer noch, ehrenvoll für eine bessere und gerechtere Welt, aber heutzutage müssen sie, außerdem, und ohne eine mögliche Alternative, für das Überleben der eigenen Spezies kämpfen.   Wir wissen überhaupt nichts, falls wir das nicht wissen wollen. Kuba ist zweifellos eins der politisch gebildetsten Länder der Welt. Wir sind von einem beschämenden Analphabetismus ausgegangen und noch schlimmer, unsere Herren, die Yankees und die mit den ausländischen Eigentümern assoziierte Bourgeoisie waren die Eigentümer des Bodens, der Zuckerfabriken, der Konsumgüter-Betriebe, der Lagerhallen, des Handels, der Elektrizität, der Telefonzentrale, der Banken, der Bergwerke, der Versicherung, der Häfen, der Bars, der Hotels, der Büros, der Wohnhäusern, der Kinos, der Druckereien, der Zeitschriften, der Zeitungen, des Rundfunks, des aufkommenden Fernsehens und von allem was Wert hatte.

Die Yankees hatten sich, nachdem die leidenschaftliche Flamme unseres Freiheitskampfes verloschen war, angemaßt, an Stelle eines Volks zu denken, das so viel gekämpft hatte, um Eigentümer seiner Unabhängigkeit, seines Reichtums und seines Schicksals zu sein.   Überhaupt nichts hatten wir, nicht einmal die Aufgabe politisch zu denken. Wie viele konnten lesen und schreiben? Wie viele hatten mindestens die sechste Klasse erreicht? Ich erinnere mich daran besonders an einem Tag wie heute, denn dieses war das Land, von dem man annahm, dass es den Kubanern gehörte. Ich werde nichts Anderes erwähnen, sonst müsste ich viel mehr einschließen, darunter die besten Schulen, die besten Krankenhäuser, die besten Wohnhäuser, die besten Ärzte, die besten Rechtsanwälte.  Wie viele hatten Zugang dazu? Wie viele hatten mit einigen Ausnahmen, das selbstverständliche und göttliche Recht,  Verwalter oder Chefs zu sein?

Alle Millionäre oder Reichen, ohne Ausnahme, waren Parteileiter, Senator, Abgeordneter oder ein wichtiger Funktionär.  Diese war die parlamentarische und pure Demokratie, die in unserem Vaterland herrschte. Die einzige Ausnahme war, dass die Yankees, nach ihrem Gutdünken, schonungslose und grausame Kleintyrannen ihren Interessen entsprechend auferlegte, um ihr Eigentum vor den landlosen Bauern und den Arbeitern, mit oder ohne Arbeit, besser zu verteidigen.   Da niemand mehr darüber spricht, wage ich mich, daran zu erinnern. Unser Land gehört zu den mehr als 150 Ländern der Dritten Welt. Sie werden die ersten aber nicht die einzigen sein, die unter den unglaublichen Folgen leiden werden, falls die Menschheit nicht ein klares, wahres und schnelleres Bewusstsein erreicht, als wir ahnen bezüglich der Wirklichkeit und der Folgen des von den Menschen verursachten Klimawandels und wenn wir nicht in der Lage sind, ihn rechtzeitig zu verhindern.

Unsere Massenmedien haben über die Folgen des Klimawandels geschrieben. Die immer heftigeren Hurrikans, die Dürren und andere Naturkatastrophen haben auch zur Bildung unseres Volkes in diesem Thema beigetragen. Ein eigenartiges Ereignis war beim Kopenhagener Gipfel gelieferte Schlacht um den Klimawandel, die zur Kenntnis über die imminente Gefahr beigetragen hat. Es handelt sich nicht um ein fernliegendes Risiko für das 22. Jahrhundert, sondern für das 21. Jahrhundert. Es ist auch nicht ein Risiko für die zweite Hälfte dieses Jahrhunderts, sondern für die nächsten Jahrzehnte, in denen wir unter den peinlichen Folgen leiden werden.

Es handelt es sich auch nicht um eine einfache Aktion gegen das Imperium und seine Anhänger, die in diesem Thema wie in allen anderen versuchen, ihre dummen und egoistischen Interessen aufzuzwingen. Es handelt sich um eine Schlacht der Weltöffentlichkeit, die man nicht der Spontaneität oder der Laune der Mehrheit der Medien überlassen darf. Millionen ehrlicher und tapferer Menschen in der Welt kennen zum Glück diese Situation. Diese Schlacht muss man mit den Massen und im Schoß der Massenorganisationen sowie in wissenschaftlichen, kulturellen, humanitären und andere internationalen Einrichtungen liefern, vor allem im Schoß der Vereinten Nationen, wo die US-Regierung, ihre Alliierten der NATO und die reichsten Länder versucht haben, in Dänemark einen betrügerischen und antidemokratischen Anschlag gegen die Schwellenländer und die armen Länder der Dritten Welt zu verüben.

In Kopenhagen hat die kubanische Delegation neben anderen Delegationen der ALBA-Gruppe und der Länder der Dritten Welt teilgenommen. Sie musste energisch gegen die unglaublichen Ereignisse, die durch die Rede des Yankee-Präsidenten Barack Obama und die reichsten Staaten der Welt verursacht wurden, kämpfen. Diese waren entschlossen, die verbindlichen Verpflichtungen von Kyoto aufzuheben, wo vor zwölf Jahre über dieses schwierige Problem diskutiert wurde. Sie wollten, dass die Schwellenländer und die unterentwickelten Länder das größte Opfer leisten. Diese sind die ärmsten Länder und gleichzeitig die Hauptzulieferer der Rohstoffe und nicht erneuerungsfähigen Ressourcen der Welt in die entwickelsten und reichsten Länder.

Nach Kopenhagen ist Obama am letzten Tag der am 7. Dezember begonnenen Konferenz gekommen. Das schlimmste seines Verhaltens war, dass er nach Oslo zum Empfangen des Friedensnobelpreises geflogen ist, als er schon entschieden hatte, 30 Tausend Soldaten zur Metzelei von Afghanistan zu senden, einem Land mit einer starken Unabhängigkeitstradition, das nicht einmal die Engländer in ihren besten und grausamsten Zeiten unterwerfen konnten. Er kam am 10. Dezember in der norwegischen Hauptstadt und hielt dort eine leere, demagogische und rechtfertigende Rede. Am 18., dem Tag der letzten Gipfelsitzung, erschien er in Kopenhagen, wo er anfänglich acht Stunden bleiben wollte. Am Tag vorher war die Staatssekretärin und eine ausgewählte Gruppe ihrer besten Strategen angekommen.

Das erste, was Obama machte, war, eine Teilnehmergruppe auszuwählen, die die Ehre bekam, ihn bei seiner Gipfelrede zu begleiten.    Der dänische Premierminister, der den Gipfel leitete, gab dieser Gruppe von ca. 15 Personen gefällig und schmeichlerisch das Wort. Der Imperiumschef verdiente besondere Ehren. Seine Rede war eine Mischung von süßen Worten gewürzt mit Theatergestik, die Personen wie ich langweilen, die sich die Aufgabe geben, ihm zu zuhören, um zu versuchen, bei der Bewertung seiner politischen Eigenschaften und Absichten objektiv zu sein. Obama hat seinem fügsamen dänischen Gastgeber aufgedrängt, dass nur seine Gäste das Wort ergreifen konnten, obwohl er nach seiner Rede durch der Hintertür „abgegangen ist“, wie ein Kobold, der vor seiner Zuhörerschaft entflieht, die ihm interessenvoll zugehört hatte.

Nachdem die aufgestellte Rednerliste erschöpft war, forderte ein waschechter Aymara-Indianer, der bolivianische Präsident Evo Morales, der vor kurzem mit 65 % der Stimmen wiedergewählt wurde, sein Recht, sich zu Wort zu melden. Angesichts des stürmischen Beifalls wurde ihm das Wort erteilt. In nur neun Minuten hat er tiefe und angemessene Auffassungen zum Ausdruck gebracht, die auf die Worte des abwesenden Präsidenten der Vereinigten Staaten antworteten. Gleich darauf stand Hugo Chávez auf, um zu bitten, im Namen der Bolivarianischen Republik Venezuela zu sprechen; Dem Sitzungsvorsitzenden blieb keine andere Wahl als auch ihm  das Wort zu erteilen, was er genutzt hat, um eine der brillantesten Reden, die ich von ihm gehört habe, zu improvisieren. Schließlich setzte ein Hammerschlag der ungewöhnlichen Sitzung ein Ende.

Der äußerst beschäftigte Obama und sein Gefolge hatten jedoch keine Minute zu verlieren. Seine Gruppe hatte einen Erklärungsentwurf voller vagem Gerede erarbeitet, der die Negation des Kyoto-Protokolls war. Nachdem er vorschnell aus der Plenarsitzung gegangen war, traf er sich mit anderen Gruppen von Gästen, die keine 30 Personen waren. Er verhandelte im privaten Kreis und in Gruppen;   Er drang, sprach über ganz riesige Summen von grünen Scheinen ohne Golddeckung, die ständig abgewertet werden. Er drohte sogar damit, das Treffen zu verlassen, wenn man in seine Forderungen nicht einwilligen würde. Das Schlimmste daran war, dass es sich um ein Treffen von Superreichen handelte, zu dem mehrere der wichtigsten Schwellenländern und zwei oder drei arme Länder eingeladen wurden, denen er das Dokument so vorlegte wie jemand der vorschlägt: Du machst  mit oder nicht!

Diese verworrene mehrdeutige und widersprüchliche Erklärung – an deren Diskussion die Organisation der Vereinten Nationen gar nicht teilgenommen hatte – versuchte der dänische Ministerpräsident als Abkommen des Gipfels vorzulegen. Die Sitzungsperiode des Gipfels war bereits zu Ende, fast alle  Staats-, Regierungschefs und Außenminister waren in ihre entsprechenden Länder zurückgereist, und um drei Uhr nachts legte der angesehene dänische Ministerpräsident es der Plenarsitzung vor, wo hunderte geduldige Beamte, die seit drei Tagen nicht geschlafen hatten, das umständliche Dokument bekamen. Ihnen gab er nur eine Stunde, um es zu beurteilen und über dessen Gutheißung zu entscheiden.

Dort entzündete sich das Treffen. Die Delegierten hatten kaum Zeit gehabt, es zu lesen. Mehrere baten ums Wort. Der erste war der aus Tuvalu, dessen Inseln überschwemmt werden würden, wenn in das eingewilligt würde, was da vorgeschlagen war. Ihm folgten die aus Bolivien, Kuba und Nicaragua.  Es ist wert, dass die dialektische Konfrontation um 3 Uhr jener Nacht vom 19. Dezember, in die Geschichte eingeht, wenn die Geschichte noch viel länger nach dem Klimawandel fortdauert.

Da ein großer Teil der Geschehnisse in Kuba bekannt ist, oder in den Webseiten im Internet steht, werde ich mich darauf beschränken, die zwei Widerreden des kubanischen Außenministers Bruno Rodríguez nur zum Teil zu zitieren, weil sie es wert sind, genannt zu werden, um die letzten Teile der Seifenoper von Kopenhagen zu kennen, sowie die Elemente des letzten Kapitels, die in unserem Land noch nicht veröffentlicht worden sind.

„Herr Vorsitzender (Ministerpräsident ¨von Dänemark)… nun ist das Dokument aufgetaucht, von dem Sie mehrmals behauptet haben, dass es nicht existiere. Wir alle haben Fassungen gesehen, die heimlich verbreitet und in kleinen geheimen Versammlungen diskutiert werden, außerhalb der Säle, in denen die Völkergemeinschaft durch ihre Vertreter transparent verhandelt.“

„Ich schließe meine Stimme der von den Vertretern aus Tuvalu, Venezuela und Bolivien an.  Kuba hält den Text dieses vermeintlichen Entwurfes für äußerst unzureichend und unannehmbar…“

„Das Dokument, das Sie unglücklicherweise vorlegen, enthält keine Verpflichtung zur Reduzierung der Emissionen von Treibhausgasen.

„Ich kenne die vorherigen Fassungen, welche auch mittels fraglicher und geheimer Prozeduren in geschlossenen Cliquen verhandelt worden sind, die zumindest über eine Reduzierung von 50 % für das Jahr 2050 sprachen…“

„Das Dokument, das Sie jetzt vorlegen, lässt gerade die bereits mageren und unzureichenden Schlüsselworte jener Fassung aus.  Dieses Dokument gewährleistet auf keinen Fall das Ergreifen von Mindestmaßnahmen, die eine höchst ernste Katastrophe für den Planeten und die menschliche Gattung vermeiden können.“

„Dieses schändliche Dokument, das Sie bringen, ist auch nachlässig und mehrdeutig bezüglich der spezifischen Verpflichtung zur Reduzierung der Emissionen seitens der entwickelten Länder, die für die globale Erwärmung verantwortlich sind und zwar aufgrund der historischen und aktuellen Werte ihrer Emissionen, von denen man ab sofort substanzielle Reduzierungen fordern muss.  Dieses Papier enthält kein einziges Wort zur Verpflichtung seitens der entwickelten Länder."

„… Ihr Papier, Herr Vorsitzender, ist die Sterburkunde des Protokolls von Kyoto, welche meine Delegation nicht annimmt.“

"Die kubanische Delegation möchte Nachdruck auf das Vorrecht über   „gemeinsame aber unterschiedliche Verantwortlichkeiten“ legen, als zentraler Begriff des zukünftigen Verhandlungsprozesses.   In Ihrem Papier steht kein Wort davon.”

„Die kubanische Delegation wiederholt ihren Protest wegen den ernsten Verfahrensverletzungen, die während der antidemokratischen Leitung des Prozesses dieser Konferenz zustande gekommen sind, besonders durch die Anwendung von willkürlichen, ausschließenden und diskriminierenden Diskussions- und Verhandlungsformen…“

„Herr Vorsitzender, ich beantrage förmlich, diese Erklärung in  den Abschlussbericht über die Arbeiten dieser bedauerlichen und beschämenden 15. Konferenz der Parteien aufzunehmen.”

Was sich niemand  vorstellen konnte, war die Tatsache, dass nach einer anderen langen Pause und als alle bereits dachten, dass nur die formellen Formalitäten fehlten, um den Gipfel als abgeschlossen zu erklären, der Ministerpräsident des Gastlandes, angestiftet von den Yankees, nochmals versuchen würde, das Dokument für einen Konsens des Gipfels halten zu lassen, als nicht einmal die Außenminister in der Plenarsitzung blieben. Delegierte aus Venezuela, Bolivien, Nicaragua und Kuba, die wachsam und schlaflos bis zur letzten Minute blieben, zerschlugen das letzte Manöver in Kopenhagen.

Das Problem war allerdings noch nicht zu Ende gehen. Die Mächtigen sind weder an Widerstand gewöhnt noch lassen ihn zu. Am 30. Dezember teilte die Dänische Ständige Vertretung vor den Vereinten Nationen in New York unserer Vertretung in jener Stadt höflich mit, dass sie die Kopenhagen-Vereinbarung vom 18. Dezember 2009 zur Kenntnis genommen hätte und eine Kopie dieser Entscheidung im Voraus schicke. Sie enthält wortwörtlich folgendes: „…die dänische Regierung in ihrer Eigenschaft als Vorsitzender der COP 15, lädt die Parteien der Konvention ein, dem Sekretariat der UNFCCC so früh wie möglich schriftlich, ihren Wille, sich dem Abkommen von Kopenhagen anzuschließen, mitzuteilen."

Diese unerwartete Mitteilung veranlasste die Antwort der Kubanischen Ständigen Vertretung vor den Vereinten Nationen, in der sie „das Vorhaben durchaus ablehnt, auf indirektem Weg in einen Text einzuwilligen zu lassen, der Gegenstand der Ablehnung von mehreren Delegationen gewesen ist, und zwar nicht nur aufgrund seiner Unzulänglichkeiten hinsichtlich der ernsten Folgen des Klimawandels, sondern auch weil er ausschließlich den Interessen einer kleinen Staatengruppe entspricht.“

Ebenfalls hat er einen Brief des Ersten Vizeministers vom Ministerium für Wissenschaft, Technologie und Umwelt der Republik Kuba an Herrn Yvo de Boer, Exekutivsekretär der Rahmenkonvention der Vereinten Nationen zum Klimawandel ausgelöst. Einige dieser Absätze lauten wie folgt:

„Wir haben unerwartet und mit Sorge die Mitteilung erhalten, die von der dänischen Regierung an die Ständigen Vertretungen der Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen in New York geschickt wurde, die Sie gewiss kennen, mittels der, die Teilnehmerstaaten der Rahmenkonvention der Vereinten Nationen zum Klimawandel eingeladen werden, dem Exekutivsekretariat schriftlich und bei baldigster Gelegenheit ihren Wunsch mitzuteilen, sich dem sogenannten Abkommen von Kopenhagen anzuschließen.“

„Wir haben mit zusätzlicher Sorge beobachtet, dass die Regierung Dänemarks mitteilt, dass das Exekutivsekretariat der Konvention in den Bericht der in Kopenhagen stattgefundenen Konferenz der Parteien eine Liste derjenigen Teilnehmerstaaten aufnehmen wird, die ihren Willen geäußert hätten, sich dem erwähnten Abkommen anzuschließen."

„Nach Erachten der Republik Kuba stellt diese Handelsart eine plumpe und verwerfliche Verletzung der Entscheidung von Kopenhagen dar, wo aufgrund des offensichtlichen Konsensmangels die Teilnehmerstaaten sich darauf beschränkt haben, das Vorhandensein eines solchen Dokuments nur zur Kenntnis zu nehmen."

Keine der Vereinbarungen in der 15. COP ermächtigt die Regierung Dänemarks diese Aktion durchzuführen und auf keinen Fall das Exekutivsekretariat in Abschlussbericht eine Liste der Teilnehmerstaaten aufzunehmen, wofür es keine Vollmacht hat"

„Ich muss Sie darauf hinweisen, dass die Regierung der Republik Kuba auf nachdrücklichste Weise diesen neuen Versuch ablehnt, auf indirektem Wege ein unechtes Dokument zu legitimieren und außerdem Ihnen immer wieder betonen, dass diese Handelsart das Ergebnis zukünftiger Verhandlungen aufs Spiel setzt, einen gefährlichen Präzedenzfall für die Arbeiten der Konvention schafft und besonders die ehrliche Absicht  verletzt, mit der die Delegationen den Verhandlungsprozess im nächsten Jahr fortsetzen müssen“, beendete der Erste Vizeminister für Wissenschaft, Technologie und Umwelt aus Kuba.

Viele, besonders die sozialen Bewegungen und die besser informierten Personen aus den humanitären, kulturellen und wissenschaftlichen Einrichtungen, wissen, dass das von den Vereinigten Staaten angestiftete Dokument einen Rückschlag in der von denjenigen erreichten Lage darstellt, die sich bemühen, eine kolossale Katastrophe für unsere Gattung zu vermeiden. Es wäre überflüssig hier Zahlen und Tatsachen zu wiederholen, die das mathematisch beweisen. Die Angaben stehen auf den Webseiten im Internet und sind der wachsenden Anzahl von Personen zugänglich, die sich für dieses Thema interessieren.

Die Theorie, mit der man das Anschließen an das Dokument gerechtfertigt, ist haltlos und bedeutet einen Rückschlag. Angeführt wird die betrügerische Idee, nach der die reichen Länder eine knickerige Summe in Höhe von 30 Milliarden Dollar in drei Jahren für die armen Länder beitragen würden, um die Kosten zur Bekämpfung des Klimawandels zu bestreiten, das ist eine Zahl, die im Jahr 2020  um 100 Milliarden pro Jahr steigen könnte, was vor diesem äußerst ernsten Problem bedeuten würde, auf den Sankt-Nimmerleins-Tag zu warten. Die Fachleute wissen, dass diese Zahlen aufgrund des zu beanspruchenden Investitionsumsatzes lächerlich und unannehmbar sind. Die Herkunft solcher Summen ist vage und konfus, sodass sie niemanden verantwortlich machen.

Was ist ein Dollar wert? Was bedeuten 30 Milliarden? Wir alle wissen, dass seit Bretton Woods im Jahr 1944 bis zum Befehl von Präsidenten Nixon im Jahr 1971 – erteilt, damit die Weltwirtschaft die Kosten des völkermörderischen Krieges gegen Vietnam deckt -, der Wert eines Dollars, umgerechnet in Gold, so gesunken ist, dass er heute 32 mal weniger wert ist als damals; 30 Milliarden bedeuten weniger als 1 Milliarde, und 100 Milliarde geteilt durch 32 sind gleich 3.125, die heutzutage nicht einmal zum Bau einer Erdölraffinerie mittlerer Kapazität ausreichen.

Würden die Industrieländer gelegentlich die Versprechung erfüllen, den Entwicklungsländern 0,7 Prozent des BIP beizutragen –etwas, das sie niemals getan haben, bis auf seltene Ausnahmen – würde die Zahl die 250 Milliarden Dollar im Jahr übersteigen.

Um die Banken zu retten hat die Regierung der Vereinigten Staaten 800 Milliarden ausgegeben; wie viel wäre sie bereit auszugeben, um die 9 Milliarden Personen zu retten, die im Jahr 2050 den Planeten bewohnen werden, wenn es vorher keine großen Dürren und Überschwemmungen gibt, die vom Meer aufgrund des Abschmelzens von Gletschern und großer Mengen gefrorenen Wasser in Grönland und der Antarktis verursacht werden?

Lassen wir uns nicht täuschen. Was die Vereinigten Staaten mit ihren Manövern versucht haben, ist, die Dritte Welt zu teilen, mehr als 150 unterentwickelte Länder von China, Indien, Brasilien, Südafrika und anderen zu trennen, mit denen wir zusammen kämpfen müssen, um in Bonn, Mexiko oder auf irgendeiner anderen internationalen Konferenz neben den sozialen, wissenschaftlichen und humanitären Organisationen echte Abkommen zu verteidigen, die alle Länder begünstigen und die Menschheit vor einer Katastrophe schützen, die zum Aussterben unserer Gattung führen kann.

Die Welt verfügt über immer mehr Information, aber die Politiker über immer weniger Zeit, zu denken.

 Die reichen Nationen und deren Führer, und auch der Kongress der Vereinigten Staaten scheinen zu diskutieren, wer zuletzt verschwinden wird.

Wenn Obama die 28 Partys hinter sich hat, mit denen er beabsichtigte, Weihnachten zu feiern, wenn da die Party der Heiligen Drei Königen eingeschlossen ist, werden ihm Caspar, Melchior und Balthasar vielleicht raten, was er zu tun hat.

Ich bitte darum, mich wegen der Länge zu entschuldigen. Ich wollte diese Reflexion nicht in zwei Teilen trennen. Ich bitte die geduldigen Leser um Entschuldigung.

 

Fidel Castro Ruz
3. Januar 2010
15:16 Uhr

Datum: 

03/01/2010